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Der Rücken des Priesters
Manche Zeitgenossen, gerne auch aus katholischen Kreisen, kritisieren an
der Missa Tridentina teils auf's Heftigste, dass der Priester "mit dem
Rücken zum Volk" zelebriere.
Hat die Kirche also 2000 Jahre lang falsch zelebriert? Und steht auch der
Rabbi bei den Juden nach wie vor in der "falschen" Richtung?
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Radio Horeb Vortrag von H.H. Pfarrer Winfried Abel, Fulda)
Das ist eine falsche Beobachtung. Der Priester steht nicht mit dem
Rücken zum Volk, sondern er steht in Richtung des Volkes: vor dem Volk für
das Volk vor Gott. Verstehen Sie? Nicht nur als der Vermittler der Gnade,
das ist er natürlich, aber auch als Sünder, so wie Jesus die Menschheit
angenommen hat und sogar sich als Sünder vor dem Vater bekannt hat.
So steht der Priester vor dem Volk für das Volk als Ober-Sünder vor dem
Volk und bekennt für das Volk, stellvertretend für die Gemeinde, die Sünde,
die vor Gott bekannt werden soll, damit Er sie vergeben kann.
So ist die Haltung, die liturgische Haltung, und die Gebetsausrichtung
des Priesters zu verstehen bei der sogenannten alten Messe. Aber das ist
keine alte Messe. Das ist ein ewig gültiger Ritus. Zumindest so lange wir
auf der Erde sind, brauchen wir diese Bitte, vergib uns unsere Schuld.
Der Priester steht, ich sag es noch einmal, in Richtung des Volkes und
nicht mit dem Rücken zum Volk. Wenn Sie so wollen, könnten Sie sagen, ja,
liebe Zeit, dann müssen wir alle im Kreis sitzen in der Messe, damit wir uns
alle ins Gesicht schauen.
Aber wir wollen doch vor Gott stehen, und da bleibt es nicht aus, daß
wenn mehrere Bänke in der Kirche sind, daß die Vorderen immer den Hinteren
den Rücken zeigen. Das bleibt nicht aus.
Aber wenn wir so betrachten, wir stehen alle in einer Richtung vor Gott
und bekennen unsere Schuld und der Priester vorne dran als Ober-Sünder, dann
stimmt die Richtung wieder. So müssen wir es verstehen.
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